Das THW als Partner im nachhaltigen Katastrophenschutz

Ein Interview mit Ortsbeauftragten Klaus Kohout

Hochwasserlagen, Überschwemmungen, Stürme: Das Klima wandelt sich stetig, Umweltkatastrophen steigen. Das Technische Hilfswerk, kurz THW, ist in Deutschland für den Katastrophenschutz zuständig und somit auch bei klimabedingten Notfällen im Einsatz. Aber wie geht das THW mit diesen Situationen um? Wie sind wir auf die sich wandelnden Wetterlagen vorbereitet? Klaus Kohout, Ortsbeauftragter in Simbach am Inn, hat sich für diese und weitere Fragen Zeit genommen.

Wie lange sind Sie schon beim THW und wie sind Sie dazu gekommen?

Ich bin seit 1983 beim Technischen Hilfswerk tätig. Mein Bruder war und ist nach wie vor dabei und hat mich damals ein mit dem THW-Virus infiziert. Ich habe in der Jugendgruppe angefangen, dann meine Grundausbildung gemacht und wurde Teil der Elektroversorgungsgruppe. Nach einem Jahr bei der Bundeswehr, in dem ich dem THW trotzdem stets treu geblieben bin, wurde ich Gruppenführer der ersten Bergungsgruppe und später Ausbildungsbeauftragter. Seit zwei Jahren bin ich nun Ortsbeauftragter.

Was sind Ihre zentralen Aufgaben?

Die Tätigkeit als Ortsbeauftragter ist relativ umfassend. Ich bin Dienststellenleiter und kontrolliere somit die Führungskräfte, damit die Einsatzfähigkeit bestehen bleibt, sei es nun bezüglich der Ausstattung, der Fahrzeuge oder der Ausbildung von Helfern. Man könnte es also Führung und Controlling nennen.

Wodurch wird das THW finanziert?

Das THW untersteht dem Bundesinnenministerium für Sport und Heimat und von dem werden wir durch den Bundeshaushalt finanziert. Zum Jahresende, beziehungsweise zum dritten Quartal wird der Haushalt für das nächste Jahr geplant, woher wir dann unser Geld bekommen.

Die Klimakatastrophen steigen. Merken Sie das jetzt schon bei Ihrer Arbeit beim THW?

Auch wenn es natürlich nur mein Gefühl ist, glaube ich schon, dass es, wenn man sich die letzten zehn Jahre ansieht, größere Hochwasserlagen oder andere klimabedingte Einsätze gibt.

Wie ist das THW auf diesen Anstieg vorbereitet?

Das THW ist mit 668 Ortsverbänden bundesweit aufgestellt. Es gibt 16 Fachgruppen, eine davon unter anderem speziell für Hochwassereinsätze. Auch andere Gruppen kann man für solche Einsätze heranziehen. Wenn ich mir als Beispiel die Situation im Ahrtal anschaue, dann wurden zur Bewältigung der Hochwasserschäden das komplette Equipment und sämtliche Fachgruppen eingesetzt. Dies geschieht teilweise ja immer noch.

Inwiefern war das THW auf das Hochwasser in Simbach am Inn vorbereitet, inwiefern war das absehbar?

Es war natürlich nicht ersichtlich, dass es so stark kommt. Als ich alarmiert wurde, habe ich mir gedacht, dass da vielleicht wieder irgendwas überläuft, so wie es 1991 oder 1999 war. Aber mit dem was dann kam, hat ja keiner rechnen können. Von der Struktur des THWs her können wir mit solchen Herausforderungen leben, beziehungsweise in der Lage agieren, was Ausstattung und Ausbildung angeht. Es war sehr schnell offensichtlich, dass dieser Einsatz größer wird, extrem groß. Später gibt es immer eine Nachbesprechung, in der die Führungskräfte der einzelnen Einheiten per Fragenkatalog angeben können, was gut war, was weniger gut war und was wir verbessern können. Das wurde in Simbach und auch im Ahrtal durchgeführt. Ebenfalls findet dieser Austausch mit den örtlichen Behörden und Einsatzleitern statt.

Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Was tut der Ortsverband Simbach am Inn, um klimafreundlicher zu sein?

Unser Fuhrpark besetzt dreizehn Stellplätze in einer großen Fahrzeughalle und ist somit relativ weitreichend. Dieser Fuhrpark hat sich in den letzten Jahren verjüngt und wurde dementsprechend auf die Abgasnorm eingestellt. Unsere Unterkunft wurde 2015 neu gebaut, so haben wir auf unseren Gebäuden, die nach dem damaligen Standard der Energieverordnung gebaut worden sind, große Photovoltaikanlagen. Auch hat sich das THW dazu entschlossen, dass mittel und langfristig alle Liegenschaften modernisiert oder neugebaut werden und an den Umweltstandard EMAS angepasst werden. Dies findet im Kontext der Klimaschutzziele der Bundesregierung statt.

Reichen die aktuellen Helferzahlen angesichts der steigenden Einsatznotwendigkeit oder muss da auf gut bayrisch gesagt „nu a bissl mera bassiern“?

Ich würde schon sagen, dass das THW gut aufgestellt ist. Es gibt pro Landkreis mindestens einen Ortsverband, je nach Größe und Einwohnerzahl, und wenn dieser Ortsverband voll belegt ist, ist es ausreichend. Klar, mehr geht theoretisch immer, nur arbeiten wir im Katastrophengefüge zusammen mit anderen Einheiten und da sollte keine Konkurrenz entstehen. Zur Zeit sind wir, was das anbelangt, gut aufgestellt.

Was tut das THW, um neuen Nachwuchs zu finden?

Zum Einen Werbung in den sozialen Medien, in der Zeitung oder auf der Homepage, zum Anderen bei verschiedenen Veranstaltungen wie der Ausbildungsmesse in Eggenfelden oder beim Familientag in Pfarrkirchen. Außerdem haben wir vor kurzem einen Girls Day organisiert, um die Jugendgruppe mit weiblichen Teilnehmern zu verstärken, und der hat auch relativ gut eingeschlagen.

Wie kann man sich (auch als „Laie“) beim THW engagieren?

Man kann sich auf Ortsverbandebene ehrenamtlich engagieren und nach der Grundausbildung steht es einem frei, für welche Richtung, für welche Fachgruppen beziehungsweise Basiseinheiten man sich entscheidet. Was das Herz begehrt, könnte man sagen.


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